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Volontariat in einer Armenschule
Januar -April 2007
Vom 29. Januar bis 26. April lernte ich Ecuador persönlich kennen mit all seinen schönen Seiten, aber auch mit allen Problemen, die in einem Entwicklungsland vorherrschen. Bevor ich meinen Eindrücken freien Lauf lasse, möchte ich ein paar Sätze zu meiner Person und den Beweggründen dieser Reise verlieren.
Ich bin 42 Jahre, Maschinenbautechniker, seit 18 Jahren verheiratet, habe eine 15 jährige Tochter und einen 21 jährigen Sohn. Ich möchte behaupten, eine intakte, glückliche Familie, die sich ihren Wohlstand gemeinsam im Laufe der vielen Jahre erarbeitet hat. Meine Frau und ich wuchsen in der ehemaligen DDR auf und kennen auch ein Leben mit eingegrenzten Möglichkeiten. Das muss aber keineswegs bedeuten, dass man nicht glücklich sein konnte. Viele Kinder in der heutigen Zeit wachsen mit ständig steigendem Wohlstand auf und verlieren immer mehr die Wertschätzung, da alles ganz normal erscheint. In Deutschland wird die Kluft zwischen arm und reich auch immer größer. Glücklich können sich die Kinder fühlen, die bei ihrer Entwicklung und Ausbildung von den Eltern mit allen Mitteln unterstützt werden.
Da mich aber auch die Entwicklung der anderen Völker interessiert, wuchs in mir der Wunsch, etwas von unserem Wohlstand abzugeben, zu helfen, bei denen, die es nötig haben. Der Auslöser bei mir waren die ständig wachsenden Umweltkatastrophen in ihrer Anzahl und Intensität. Sehr oft sind es die armen Völker, die davon betroffen sind, wo dann weltweit Spenden organisiert werden, um schnellstmöglich Hilfe zu leisten. Das ist auch gut so, aber wissen wir, wie die Gelder aufgeteilt werden und wer daran verdient? Ich hatte mir vorgenommen, persönlich etwas zu leisten, und somit entstand der Kontakt mit Atahualpa, einem Projekt, dem ich irgendwie sofort vertraute. Vielleicht war es die aussagekräftige Webseite oder auch mein erstes Telefongespräch mit Thomas, welches mir das Gefühl gab, die Sache durch zu ziehen.
War nur noch zu klären, wie ich das mit meiner Arbeit regele und dass meine Familie voll hinter mir steht. Und so entstand mein 9wöchiges Programm bei Atahualpa, 2 Wochen Sprachschule in Quito und 7 Wochen Volontär in der Grundschule Fabian Jaramillo in Fajardo. Da meine Spanischkenntnisse bei Null lagen, bildeten die ersten 2 Wochen den Grundstein für das weitere Überleben in Ecuador.
Mit großer Herzlichkeit wurde ich bei meinen Gasteltern Nelly und Manuel aufgenommen, wo es mir an nichts fehlen sollte. Die am Morgen in der Schule erlernten Kenntnisse wurden am Nachmittag und Abend mit privaten Gesprächen vertieft. Es war schon eine angenehme Erfahrung, in das Alltagsleben einer ecuadorianischen Großstadtfamilie einzutauchen. Ich merkte auch die Professionalität bei Nelly und Manuel an, wie sie mit Gastschülern umgehen. Sie arbeiten schon viele Jahre mit Atahualpa zusammen und haben ständig Studenten aus der ganzen Welt zu Gast.
Beim täglichen Einzelunterricht in der Sprachschule, welcher auf dein persönliches Level zugeschnitten ist, lernte ich sehr schnell die Grundkenntnisse der spanischen Sprache.
Ich hatte vom ersten Tag an das Vertrauen zur Schule mit Martha als Direktorin und meinen Lehrern Darwin und Juan. Auch Quito lernte ich in diesen 2 Wochen sehr gut kennen. Am Anfang scheint einem alles ziemlich chaotisch, aber nach 3 bis 4 Tagen fährst du mit dem Bus auch alleine durch die Stadt. Es gibt viel zu sehen. Nach 2 Wochen war es dann soweit.
Ich fuhr aufs Land nach Fajardo ca. 30 km südöstlich von Quito. Dort sollte ich die nächsten 7 Wochen in einer Armenschule helfen. Untergebracht war ich nun in einem Apartment mit Selbstverpflegung. Dort lernte ich David aus Wien kennen, später sollten noch Fay und Sophie hinzukommen. Mein erster Tag in der Schule nahte und ich war sehr aufgeregt. 10 Minuten Fußmarsch durch das Dorf waren zu verkraften. Ich werde nie die großen, neugierigen Kinderaugen vergessen, die mich den ganzen Morgen anstarrten. Meine helle Hautfarbe, die wenigen Haare auf dem Kopf und dafür umso mehr an meinen Armen waren sehr anziehend für die Kinder. Schnell wurde ich im Kreis der ca. 75 Kinder und deren 4 Lehrerinnen Marianne, Maria, Cecilia und Fanny aufgenommen. Fanny, welche 2mal in der Woche erschien, unterstützte ich im Englischunterricht. Die erste Woche brauchte ich zum warm werden und zum kennen lernen der Struktur und Hierarchie. Hier muss man schon ein gewisses Gefühl entwickeln, um eigenständig seine Fähigkeiten als Hilfe einzubringen, was bei mir durch mein schlechtes Spanisch nicht so einfach war. Aber ich merkte schon, dass ich mit Zuneigung und Liebe bei den Kindern gut angenommen wurde. Die Lehrer sind auch dankbar über jegliche Unterstützung. Meine Aufgabe lag also in der Unterstützung bei den Fächern Englisch, Mathematik, Basteln und Zeichnen. Das funktionierte auch sehr gut ohne perfekte Spanischkenntnisse. Ich versuchte Disziplin und Aufmerksamkeit der Kinder zu verbessern, indem ich mich um die schlechteren Schüler kümmerte. Das Niveau in einer Klasse klafft nämlich sehr weit auseinander. Zu meiner Zeit standen auch viele Feste auf dem Programm, wie zum Beispiel Folkloreveranstaltungen, Fasching, Diplomübergabe, Frauentag oder Ostern, so dass viel Schulzeit für die Vorbereitungen und Proben zum Opfer fielen. Um den Kindern persönlich auch noch etwas zu geben, habe ich auf Eigeninitiative die Schaukeln und die Klettergerüste repariert, 2 Fußballtore und ein Bücherregal gekauft. Zum Schluss möchte ich sagen, dass mir diese Zeit sehr viel gegeben hat und ich keinen Tag bereue. Ich achte die Menschen in Ecuador, die versuchen, unter den Bedingungen und Möglichkeiten, ein glückliches Leben zu führen. Reichtum allein ist nicht alles.
Michael