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Travelling Classroom nach Tena, Volontariat in einer Armenschule
im Juli 2005
Insgesamt habe ich 4 Wochen in Ecuador verbracht, die aber nicht unbedingt nach Plan verlaufen sind.
Die erste Woche wollte ich mal ruhig angehen lassen und habe daher entschieden, bei einer Gastfamilie in Quito zu wohnen; Unterricht in der Schule zu nehmen und nachmittags am Kulturprogramm teilzunehmen.
Da ich am Madrider Flughafen leider Probleme hatte, habe ich meinen Flug nach Quito verpasst. Da die Atahualpa Schule aber wirklich sehr gut organisiert ist, hat ein Anruf in Deutschland bei Thomas Grammel genügt und ich wurde trotz 24-stündiger Verspätung in Quito vom Flughafen abgeholt.
Meine Gastfamilie: Gladis und ihr Sohn waren wirklich ausserordentlich nett und ich habe mich sehr wohlgefühlt bei ihnen (ich habe schon mehrere Sprachreisen mit Unterkunft bei einer Gastfamilie gemacht und wurde noch nie so nett aufgenommen wie in Quito!).
In der Schule habe ich festgestellt, dass ich von allen Schülern, die dort waren, am besten Spanisch konnte (studiere Spanisch seit 5 Semestern und habe davor 4 Jahre Spanisch in der Schule gelernt). Ich bekam Unterricht von Marta, der Direktorin der Schule; ich hatte am Anfang das Gefühl, sie wusste nicht, was sie mir noch beibringen konnte, weil ich ja schon relativ weit war, aber sie hat immer etwas Neues, Konstruktives mit mir durchgenommen und wir haben auch sehr viel Konversation gemacht, was für mich eigentlich am Wichtigsten war. Damit möchte ich vor allem sagen, dass die Lehrer wirklich sehr gut ausgebildet sind und echt was bieten können!
Das Kulturprogramm am Nachmittag war auch sehr nett: Wir waren immer zu fünft unterwegs: Unsere Lehrerin Amparo, ein Mädchen aus den USA, Ivan aus Australien, Joachim aus Deutschland und ich. Wir haben uns einen Markt, die Altstadt, mehrere Kirchen und vieles mehr angeschaut. So lernt man einiges über die Geschichte und aktuelle Lage Ecuadors und man lernt, sich schön langsam in dieser riesigen Stadt zurecht zu finden.
Nach dieser ersten Woche bin ich mit meiner Lehrerin Luzmila, einer Schweizer Studentin und ihrem Lehrer nach Tena aufgebrochen. Am Busbahnhof wurden wir von Pájaro, unserem guía, empfangen und nach einer kurzen Rast in seinem Haus, haben wir uns auf den Weg in den Dschungel gemacht. Dort lebten wir in der Nähe einer indigenen Familie, die uns immer wieder Besuche abstattete. Zweimal machten wir Ausflüge in den Regenwald und einmal waren wir raften am Jatun Yacu; ein wirklich tolles Erlebnis, das sich spontan ergab und wofür wir nicht einmal aufzahlen mussten.
Die Woche im Amazonas war für mich ein aussergewöhnlich schönes und einzigartiges Erlebnis.
Wieder in Quito angekommen, musste ich feststellen, dass ich eine Verletzung auf der Hand aus dem Dschungel als Souvenir mitgenommen hatte. Da ich Schmerzen hatte, wusste ich nicht so recht, was ich nun tun sollte, da eigentlich anschließend 2 Wochen Volontariat in einem Kinderheim geplant waren, wo mich vor allem körperliche Arbeit erwartete.
Als ich Marta in der Schule dann erklärte, dass ich dazu nicht im Stande wäre, wegen meiner Hand, hat sie kurzerhand beschlossen, mich in einem anderen Projekt unterzubringen. Ich sollte in einer Schule Englisch unterrichten. Zusammen mit Ulli und Steffi (2 Volontärinnen aus Deutschland) teilte ich ein Haus in Valle Jijón. Mit Ulli ging ich jeden Tag (ca. 5-10 Minuten Gehzeit) in die Schule, um Kindern, die am Ferienkurs der Schule teilnahmen, zu unterrichten. Wir hatten 2 Klassenzimmer zur Verfügung und hatten insgesamt etwa 40 oder 50 Schüler. Ich habe bereits an meinem zweiten Tag meine Klasse übernommen, die sich aus den kleinsten Kindern zusammensetzte, die noch gar kein Englisch konnten. Ich hatte allein schon über 20 Kinder zu unterrichten, von denen einige noch so jung waren, dass sie noch nicht mal lesen und schreiben konnten. Andere wiederum konnten schon ein bisschen Englisch und langweilten sich, wenn wir Stoff wiederholten.
Im Grunde genommen habe ich immer aus dem Stehgreif unterrichtet. Durch die großen Niveau- und Altersunterschiede ist es sehr schwierig, geplanten Unterricht zu halten. Da die Kinder ausserdem ja gerade in den Ferien waren, wollte ich sie auch nicht zu sehr stressen.
Der Unterricht mit meinen Schülern hat mir sehr viel Freude bereitet, weil ich so lieb von meinen Schülern angenommen wurde und weil es mir gezeigt hat, wozu ich im Stande bin, wenn es die Situation erfordert.
Ich hätte mir lediglich gewünscht, mehr Unterrichtsmaterialien oder kreative Anregungen zu haben, um den Unterricht besser gestalten zu können.
Für den Unterricht mit kleinen Kindern könnten Bastelbücher hilfreich sein; für den Unterricht mit den Älteren besitzen die Volontäre Englisch-Bücher, aus denen man Kopien machen kann.
Ich denke, wenn man 2-3 Monate dort bleibt und unterrichtet, kann man die Kinder wirklich sehr viel weiter bringen und leistet damit einiges.
Aus diesem Grund hätte es mich auch sehr gereizt, noch länger dort zu bleiben.
Um noch etwas über das Leben in Valle Jijón zu sagen: es gibt 2 Häuser für Volontäre; eines gehört Vicente und Marta und ist sehr schön eingerichtet; das andere, in dem ich gewohnt habe, ist angemietet und ist nicht so komfortabel eingerichtet, aber man hat alles, was man braucht und vor allem- was das Wichtigste ist: es gibt (fast) immer Wasser!!
Man lebt zwar ziemlich weit von Quito-Stadt entfernt (etwa eine Stunde mit dem Bus), aber man ist auch dort nie allein: Iván, seine Familie (sie sind Verwandte von Vicente, Marthas Ehemann) und seine Freunde sind immer für die Volontäre da; wir haben einige lustige Abende mit ihnen verbracht, wodurch wir auch wieder mal gefordert wurden, Spanisch zu sprechen.
Alles in allem war mein Aufenthalt in Ecuador sehr interessant, abenteuerlich und lehrreich. Ein Urlaub, den ich wirklich weiterempfehlen kann.
Für Fragen stehe ich natürlich gern zur Verfügung.Kerstin Srb(Österreich)